Donnerstag, 30. Mai 2013

Wie lange...

...haben deine Füße
den warmen Strand schon nicht mehr gespürt?
Wie viele Straßen und Stationen
Haben dich in alten Schuhe hierher geführt?
Nun malst du alte, nicht begriffene Bilder in den Sand,
du spürst ihn zwischen deinen Zehen.
Die Flut ergreift die Fragen und du siehst sie hinter dir
verschwimmen und dann mit den Wellen ziehen...
(Hier klicken, um das Lied anzuhören. Vielen Dank an Thomas und Lukas für's Aufnehmen und Hochladen)
Dieses Lied begleitet mich schon seit vielen Jahren. Auf einigen Pfadfinderlagern habe ich es am prasselnden Lagerfeuer gehört, gesungen und gespielt. In all der Zeit ist es zu einem meiner  Lieblingslieder geworden. In den letzten Wochen habe ich oft daran denken müssen.
Gestern morgen um 4:30 Uhr der Moment: Ich stand endlich an der Ostsee und erwartete den Sonnenaufgang. Ein tolles Gefühl!
All denen, die ich telefonisch noch nicht erreicht habe, kann ich nun stolz verkünden, dass ich an der Ostsee angekommen bin.
Ich danke all denen, die mich in den vergangenen Monaten vor und während meiner Reise in irgendeiner Form unterstützt haben.
Ich danke allen Menschen, die mich für einen kurzen Moment in ihr Leben gelassen haben und wie selbstverständlich mir Fremdem vertraut haben.
Ich danke allen Gesprächspartnern unterwegs für ihre Offenheit und ihr Interesse.
Ich danke allen Gratulanten, die an meinem Geburtstag an mich gedacht haben.
Ich danke allen Freunden und Verwandten für die aufmunternden Worte in den letzten Tagen am Telefon.
Und zu guter Letzt möchte ich allen Mitlesern danken. Ich hoffe, es hat ein bisschen Spaß gemacht, meine Erlebnisse zu verfolgen. Die vielen Seitenaufrufe haben mich echt überrascht!
Aber halt!
"Das Ende ist noch nicht vorbei", so der Titel der letzten Tour der Band "Die Ärzte".
Auch in den nächsten Tagen und Wochen werde ich an dieser Stelle über meine Reise schreiben und sicher das eine oder andere Bild ergänzen. Gerade sitze ich nämlich im Bus. Aber noch nicht nach Hause! Ihr dürft gespannt sein...




Dienstag, 28. Mai 2013

Wechselbad der Gefühle

Die letzten Tage waren ein echtes Wechselbad der Gefühle für mich. Die Ostsee ist schon so nah und ich zähle die Stunden, bis ich endlich dort bin. Auf einmal kann es nicht schnell genug gehen. Andererseits waren da die zwei Tage Dauerregen, die jede Motivation zunichte gemacht haben. Das führt dann dazu, dass man auf dem Campingplatz schon mal eine Stunde unter der Dusche steht, um sich aufzuwärmen. Am nächsten Morgen erwacht man  vom Regengeprassel, der Himmel lässt auch keine Besserung im Tagesverlauf vermuten. Abends dann die  Stimmungsaufgellung: Ich darf kostenlos in der Ferienwohnung von Familie Fick in  Langenlehsten übernachten. Doch die Nacht reicht kaum aus, die nassen Sachen zu trocknen. Im Dauerregen geht es also weiter über endlos erscheinende Feldwege. Nach ca. 7 km verschlimmert sich der Regen. Der Wind drückt das Wasser in die Poncho-Ärmel, durch die Knopfleiste, weht die Kapuze vom Kopf. Das Rückenpolster saugt sich mit Wasser voll, die Regenhose kapituliert auch. Ich: am Ende. Mitten auf dem Feld verliere ich die Beherrschung und "lasse einen Schrei fahren". Wütend sprinte ich über den sandigen Feldweg nach Valluhn, wo ich bei einer Familie Unterschlupf im Keller bekomme.  Vielen Dank an dieser Stelle!
Gestern dann: Schaalsee. Leider habe ich den See nur am 2 Stellen gesehen, da das Ufer aus Naturschutzgründen weiträumig gesperrt ist. Das "Highlight", wie es der Reiseführer beschreibt, war also eher die Gegend um den See. An diesem Tag wieder bestes Wanderwetter, die Schlafstelle am See wunderschön. Sogar Baden war bei 20 Grad möglich! Der Motivationsanruf von Opa ("Tobi, wenn wiederkommst, batsch ich dir auf den Rücken, dass es sich umhaut!") rührt mich zutiefst. Dieses Auf und Ab macht mich fertig und ich möchte nur noch eines: Ankommen.
Heute morgen hatten sich die Schmerzen im linken Fuß noch nicht gebessert. Beim Angebot von Gernot, mich von Groß Thurow bis Schönberg mit dem Auto zu fahren, bin ich schließlich eingeknickt und habe zugestimmt. Wer auf die Karte schaut, wird feststellen, dass ich damit ein ganzes Stück abkürze. Mir egal, meinem Gefühl nach habe ich nach 8 Wochen meine Grenze erreicht. Wenn alles gut geht sollte ich morgen schon am Ziel sein. Ich halte euch auf dem Laufenden!

Montag, 27. Mai 2013

Der Herr und der King

Oh Mann, kaum zu glauben. Ist der Ort auch noch so klein, überall warten interessante Begegnungen auf einen. So auch vor ein paar Tagen. Wenn ein Wirt hinter der Theke lustige Sprüche bringt ist das nichts ungewöhnliches. Wenn ich mein Zelt hinter dem Lokal aufbauen darf, auch nicht. Der Satz "Odä wills' in meinä Kirche penn" ließ mich dann doch stutzen. Ja, richtig, Wirt und gleichzeitig "Laienpastor", das geht. "Was die Leute nich am Tresen schnacken, das schnacken se in der Beichte. ICH weiß ALLES!" Der Wahnsinn, ein lustiger Abend bahnte sich an. Ich habe in den folgenden Stunden außerdem einen Ex-Starfighter-Piloten der Bundeswehr, den Erfinder der Wärmepumpenheizung, einen Schauspieler und den Halbbruder eines berühmten deutschen Sängers kennengelernt. Einzeln betrachtet interessant. Dass es sich auch dabei immer um den Wirt handelt: noch viel interessanter! Selten habe ich einen so vielfältigen Menschen kennengelernt. Dass sich außerdem drei weitere Grenzwanderer am Tisch befanden, hat mich wirklich gefreut. Die Herren laufen  etappenweise von der Ostsee bis nach Hof. Was noch vor ihnen liegt, darauf habe ich in Laufe des Abends schon einen  Vorgeschmack geben können. Viele Grüße an dieser Stelle und danke für den lustigen Abend! Es hat mich gefreut, mit euch den ersten Gleichgesinnten zu begegnen. Meldet euch, wenn ihr Tipps braucht!

"Abgefüllt" ging es dann irgendwann in Richtung Kirche nebenan. Ein wunderschöner Innenraum ganz in Weiß mit toller Atmosphäre. Und ich durfte tatsächlich auf der Empore neben der Orgel übernachten. Das ist ein seltsames Gefühl, sage ich euch. Das hallende Rascheln des Schlafsacks, die vergangenen Gespräche und überhaupt die ganze Situation. Mit einem zufriedenen Lächeln zog ich den Schlafsack zu und schlief ein. Was sollte mir HIER schon passieren.

Vielen Dank auch an die drei weiteren Herren für das Frühstück am nächsten Morgen! Falls ihr mitlest, viele Grüße aus Valluhn und gutes Gelingen beim Anbau!

Ach ja, bevor ich es vergesse, mit Elvis Presleys Gitarre aus seiner Militärzeit in Deutschland durfte ich auch spielen. Kein Witz! Wie die dort hingelangt ist, erzählte ich gerne auf Anfrage. "Mach ein Foto, sonst glaubt dir das keiner!"

Sonntag, 26. Mai 2013

In der Dorfrepublik Rüterberg

Mit etwas Verspätung hier mein Bericht zum Besuch in Rüterberg. Bei einem Blick auf die Landkarte könnte man meinen, Rüterberg sei ein kleiner, unbedeutender Ort, den man jetzt nicht unbedingt gesehen haben muss. Ich sage: doch, sollte man unbedingt, vor allem als "Grenzgänger". Die Bezeichnung "Dorfrepublik" ist schon auf dem Ortsschild zu lesen, außerdem hängt in vielen Gärten eine mir bisher unbekannte Fahne am Mast.
All diese Dinge gehen zurück auf den 8. November 1989. Das DDR-Dorf war zu dieser Zeit, da es direkt in einer Schleife des Grenzflusses Elbe liegt, komplett von den beiden Grenzzäunen eingeschlossen. Ein- und Ausgang waren für die Dorfbewohner sehr mühsam und von ständiger Kontrolle durch die Grenztruppen begleitet. Bei einer  Bürgerversammlung am 8. November 1989 erklärte sich der Ort deshalb nach schweizer Vorbild eigenmächtig zur "Dorfrepublik". Ein unglaublich mutiger Schritt zu dieser Zeit!
"Wenn du in Rüterberg bist, frag dich zum Bürgermeister von 1989 durch", hat mir vor einiger Zeit ein Mann geraten. Gesagt, getan, und so bekam ich spontan noch eine  Führung durch die örtliche "Heimatstube". Etwas über den geschichtsträchtigen Beschluss aus erster Hand zu erfahren, war wirklich interessant. Der Mut des Bürgermeisters, sich als Vertreter dem Beschluss seiner Bürger anzuschließen, beeindruckt mich noch immer. Zum Glück aller Beteiligten wurde in der darauf folgenden Zeit niemand verhaftet oder für diesen dreisten Beschluss bestraft. Wie durch ein Wunder kam am nächsten Tag der berühmte Versprecher Günther Schabowskis und die innerdeutsche Grenze war Geschichte...

(Bilder folgen bei Gelegenheit)

Mittwoch, 22. Mai 2013

Gute Besserung, Campino!

Was musste der aufmerksame Fan heute lesen? Campino,  Frontmann der Toten Hosen, hat sich Backstage beim Zuschlagen einer Brandschutztür die Hand eingeklemmt. Das Ergebnis: Fingerkuppe verloren, Knochen kaputt, Krankenhaus. Gut, dass er nur für's Singen zuständig ist.
Auf der "Krach der Republik"-Tour machen die Toten Hosen auch im Heilbronner Frankenstadion Halt. Und wenn meine Lieblingsband in meiner Heimatstadt aufspielt, ist es klar, dass ich dort nicht fehlen darf. Freunde und Verwandte kommen auch mit. Also, liebe Hosen, bitte bleibt gesund! Campino, gute Besserung! wir sehen uns am 14. Juni!

http://www.myvideo.de/watch/8617077/Die_toten_Hosen_Ballast_der_Republik

Hinterm Deich

Die erste Nacht hinterm Elbedeich habe ich auf dem Hof des Ehepaares Pauli verbringen dürfen. Trotz Vollbelegung durfte ich mein Tarp auf der Wiese hinter dem liebevoll hergerichteten reetgedeckten Haus aufschlagen. Gemeinsam mit den anderen Gästen haben wir noch einen schönen Abend auf der Terrasse verbracht. An diesem herrlichen Pfingstsonntag kamen die schöne Atmosphäre im Garten natürlich besonders gut zur Geltung. "Grüße aus dem Paradies" schrieb ich in einer SMS. Das neugeborene Lämmchen war fast so süß wie neulich das Huhn Camilla. Aber nur fast.  ;-)
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich die Paulis nicht mehr erkannt habe. Sie sind nämlich in der Kieling-Dokumentation zu sehen und auch im Buch habe ich wohl schon von ihnen gelesen. Nachdem ich jetzt durch Zufall dort gelandet bin, werde ich beim Anschauen der Dokumentation natürlich besonders darauf achten und bin schon sehr gespannt :)

Dienstag, 21. Mai 2013

YOLO

Ein Begriff, der schon mehrmals gefallen ist.
Hier ein kurzer Lehrfilm dazu:

http://www.youtube.com/watch?v=XIQxFDixoQk&feature=youtube_gdata_player

Übrigens, YOLO wurde 2012 zum Jugendwort des Jahres in Deutschland gewählt :)

An der Elbe

So, liebe Leute, seit Sonntag bin ich an der Elbe. Der Weg dorthin war aber alles andere als angenehm. Vom Arendsee aus galt es einen ekelhaften Regentag zu überstehen. Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Ponchos. Und das bisschen InterSport-Mülltüten-Poncho hat bei weitem nicht ausgereicht. Wenigstens konnte ich unterwegs in einen Hochsitz klettern und mir einen Tee kochen. Klatschnass bin ich kurz vor meinem geplanten Ziel Schnackenburg im Dorf Gummern in der Scheune eines verlassenen Bauernhofes untergekrochen. Schön mit Stroh unter der Isomatte.
Am Sonntag dann: Rüber mit der Fähre, rauf aufn Deich. Und plötzlich grüßen die vielen Radfahrer auf mein "Hallo" meist mit einem flotten "Moin". Die Elbe, der Grenzfluss, nicht nur politisch. Bei dieser enormen Breite mit dem Neckar zuhause nicht zu vergleichen. Die Landschaft hier ist der Wahnsinn. In den breiten Auen zwischen Fluss und Deich tummeln sich viele Tiere. "Der Tisch für Meister Adebar ist hier reich gedeckt", steht im Reiseführer. Na, wer von euch weiß, wer damit gemeint ist? :)

Samstag, 18. Mai 2013

Am Arendsee

Gestärkt mit einem  reichhaltigen Frühstück ging es am Freitag bei Frau Tegge los in Richtung Arendsee. Ort und Gewässer tragen hier den selben Namen. Ich hatte schon im Voraus einen Campingplatz ausfindig gemacht. Ein Stück Baumkuchen bekam ich an diesem Tag leider nicht mehr, da an der Fabrik nur ganze Kuchen verkauft werden. Schade...
Dafür war dieser Tag vermutlich der bisher heißeste auf meiner Reise. Während im Süden die dicken Jacken angezogen wurden und die Leute am Telefon über das Wetter klagen, ging ich abends noch im See baden. Herrlich, und im Gegensatz zur Rhumequelle angenehm kühl ;-)
Leider wurde ich am nächsten Morgen vom Regengeprassel aufgeweckt...

Wie lädt der Typ sein Handy?

Diesen Blog schreibe ich seit Beginn meiner Reise tatsächlich fast ausschließlich auf meinem Smartphone. Wie das Ding unterwegs trotz geringer Akkulaufzeit "am Leben bleibt", haben schon viele gefragt.
Hier die Antwort.
Ich habe mir vor der Reise einen externen Akku zugelegt. Dieser kann über einen Adapter am PC oder an einer Steckdose aufgeladen werden. Umgekehrt kann man an der eingebauten USB-Buchse Handys, mp3-Player und andere geeignete Geräte aufladen. Auf jeden Fall komme ich mit der Kapazität mehrere Tage durch. An Strom aus der Dose komme ich dann meistens, wenn ich mal wieder in einer Gaststätte, Pension oder auf einem Campingplatz bin. Ein neuer Trend für die nächsten Pfadfinderlager? Möglicherweise. Dennoch muss man sagen, dass auch Selbstdisziplin gefragt ist. Das heißt: GPS, mobiles Internet, überhaupt das ganze Handy bei Nichtgebrauch ausschalten, Displayhelligkeit runter und -vor allem auch auf dem Zeltlager-sich Ruhe gönnen.

Fazit: Die Investition hat sich gelohnt!

Hier der Link zum Produkt:
http://www.amazon.de/gp/aw/d/B0067UPRQ4/ref=redir_mdp_mobile

Freitag, 17. Mai 2013

Weitergereicht durch die Altmark

An alle zuhause im Südwesten, habt ihr schon einmal was von der Altmark gehört? Also ich bisher nicht. Dabei ist dieser Landstrich in Sachsen-Anhalt wirklich sehr schön. In den letzten Tagen habe ich mich hier durch die wunderschönen Felder und Ortschaften bewegt. Obwohl schon eine Weile in der Blüte, wird der Raps von Tag zu Tag mit weiteren aufgehenden Knospen ein Stück gelber. Einfach herrlich. Schade, dass dieses Gebiet so abseits der Autobahnen liegt. Vielleicht ist aber gerade das der Grund dafür, dass sich die Altmark ihren Charakter bis heute bewahrt hat.
Auch über die Leute hier kann ich nur Gutes berichten. In den letzten Tagen war ich quasi ein Spielball der netten Menschen und ich hab mich einfach weiterreichen lassen. Los ging es mit meinem Besuch im Freilichtmuseum in Diesdorf. Besonders beeindruckt war ich von der großen Windmühle, der ersten, die ich seit meinem letzten Tripsdrill-Besuch aus der Nähe gesehen habe. Schade, dass sie an diesem Tag verschlossen war, das Innere hätte mich wirklich interessiert. Im Gespräch mit dem Museumsleiter Herr Heinecke und seiner Kollegin erfuhr ich noch interessante Details über die Gegend und bekam einen Tourenvorschlag für die nächsten Tage. Dieser Vorschlag wurde sogar durch mehrere Telefongespräche mit Ortskundigen verfeinert ("Ich hab hier einen jungen Mann aus Baden-Württemberg, der..."). Sogar eine günstige Schlafgelegenheit in der Ferienwohnung von Familie Schmidt in Dähre konnte mir Herr Heinecke vermitteln und fuhr mich kurzerhand "bis vor's Loch", wie der Schwabe sagt. Die Wohnung und wie ich umsorgt wurde, es war der Wahnsinn. Schon am ausgiebigen Frühstück wurde wieder telefoniert. Frau Schmidt kontaktiere ihre Bekannte in Salzwedel und erkundigte sich schon nach einer nächsten Übernachtungsmöglichkeit für mich. Ohnehin sollte die "Baumkuchenstadt"mein nächstes Ziel sein. "Alles klar, lass dich treiben", dachte ich mir, als Frau Tegge am Telefon ein Bett für die kommende Nacht anbot. Mit ihrer Adresse auf dem Zettel ging es also los in Richtung SALZwedel (betont wird die erste Silbe!). Halt! Vorher wurde ich noch durch eine große Melkanlage geführt und konnte mir den Melkvorgang auf einer Art Kuh-Karussell genauer anschauen.
Auf dem Weg nach Salzwedel war plötzlich ein "Hoioioi, schwerer Rucksack" zu hören. Nicht das erste Mal, dass so ein Gespräch beginnt. Ruck zuck saß ich unterm Carport mit einer Tasse Kaffee und einer Keksdose ("für die Enkel") vor mir und hörte lustige Geschichten über den Pipeline-Bau in der UDSSR bei -50ºC. Die 7 km bis zur Frau Tegge wurde ich dann  freundlicherweise gefahren. Faulheit??? Nicht unbedingt. Ich habe einfach ein freundliches Angebot dankend angenommen und mich eben "weiterreichen lassen". Frau Tegge war dann zwar etwas überrascht über meine frühe Ankunft, hat mich aber sehr freundlich empfangen, sich schnell "umgehost" und mir die ganze Stadt gezeigt, die zu Unrecht auf den Baumkuchen reduziert wird. Bei einem Abendessen im Restaurant konnte ich dann auf zwei wirklich schöne und angenehm ereignisreiche Tage zurückblicken.

(Bilder folgen)

Mittwoch, 15. Mai 2013

Elsbeth und Louis

Das warme Bett und die vielen leckeren Kuchen haben mich doch etwas faul gemacht. Gepaart mit dem schlechten Wetter stellte sich im Laufe des Montagvormittags schlechte Laune bei mir ein. Ich hatte überhaupt keine Lust, meinen Rucksack zu packen und weiterzulaufen. Meine Eltern fuhren mich wieder an meinen Startpunkt Helmstedt und verabschiedeten mich auf dem Kolonnenweg. Der Weg an dem Tag war nicht sonderlich spannend. Gut, die schöne Quarzsandgrube vielleicht. Aber insgesamt fühlte ich mich motivationsmäßig in den verschneiten Thüringer Wald zurückversetzt. Da half dann nur Laufen, Laufen, Laufen. Ich bin dann tatsächlich geschätzte 30 km weit gekommen.
Die Begegnung mit Elsbeth am Abend war mal wieder ein echter Glücksfall. Sie und ihr Mann Louis haben mich sehr herzlich bei sich aufgenommen. Die Lebensgeschichte der beiden hat mich sehr berührt. Elsbeths schwere Krankheit einerseits, andererseits das bewegte Leben von Louis und wie er nach 63 Jahren seine Schwester zum ersten Mal getroffen hat. Gerade schreibt er an seiner Autobiografie, die durch seine Schwester wohl sicher noch ein bisschen länger wird. Was noch fehlt, ist ein Bild seines Vaters, den er leider nie kennengelernt hat. Als ich hörte, dass dieser ein US-Soldat und zeitweise im Raum Fulda stationiert war, kam mir sofort der "Point Alpha" als Möglichkeit in den Sinn. Den kannte Louis bisher noch nicht. Ich hoffe wirklich, dass die Leute dir dort weiterhelfen können. Ich habe am Point Alpha auch meine Blogadresse hinterlassen. Vielleicht liest ja noch ein Mitarbeiter mit...
ALSO, sollte jemand einen Tipp für Louis haben, bitte einfach eine Nachricht an mich oder einen Kommentar hinterlassen. Ich leite dann alles weiter. Es würde mich wirklich freuen, wenn unsere Begegnung in dieser Sache von Nutzen gewesen wäre.

Louis und Elsbeth, ich wünsche euch alles Gute für die Zukunft und würde mich freuen, mal wieder von euch zu hören. Ich melde mich von der Ostsee!

Dienstag, 14. Mai 2013

Pause

Laufmäßig hatte ich jetzt mal wieder eine längere Pause. Bei Rebecca, die ich von den Pfadfindern kenne, bin ich zwei Tage unterkommen und habe mir die wunderschöne Stadt Braunschweig angeschaut. Die schöne Altstadt ist wirklich sehenswert. Einen echten Geheimtipp habe ich von einer Museumsangestellten bekommen. Am Studentenwohnheim Michaelishof haben die polnischen Restauratoren vor einigen Jahren die alten D-Mark-Münzen tellergroß im Fachwerk verewigt. Dass sich darunter auch eine polnische Münze befindet, sieht man erst auf den zweiten Blick. Sehr originell! Bilder folgen bei Gelegenheit.
Apropos Geld. Ich staunte nicht schlecht, als der Geldautomat plötzlich neue 5€-Scheine ausspuckte. Habt ihr sie schon gesehen? Die ersten verwirrten Blicke der Verkäuferinnen gab es schon.
Danach ging es weiter mit meinen Eltern nach Hannover zur Kommunion meiner Cousine Pia. Meine Eltern haben mich dafür in Braunschweig abgeholt. Es war schön, mit den ganzen Verwandten mal wieder etwas Heimat um mich zu haben. Vielen Dank an Rebecca für die gemütlichen Tage und auch an Ursula, Thomas, Pia und Lea für die schöne Feier. Bis bald, wir sehen uns im Süden :)

Freitag, 10. Mai 2013

Tobi und die Zirkusleute

Nachdem ich bei Carmen aufgebrochen war, ging es zunächst aufs offene Feld. Ehrlich gesagt fand ich den Weg vergleichsweise langweilig. Ca. 15 km nahezu kerzengerade gen Osten, keine Steigung und ebensowenig Schatten. Ja, auch das kann anstrengend sein. Noch dazu hatte ich einige Schwierigkeiten, den Weg über die  Entwässerungsgräben des "Großen Bruchs" zu finden. Dabei begegneten mir jedoch einige Rehe und viele Vögel. In Hötensleben hatte ich mein Ziel dann erreicht. In meinem März-Eintrag zum Aufbau der Grenze sind die heute noch sichtbaren Grenzanlagen in einer Animation gut dargestellt. Hier trotzdem nochmal der Link:

www.youtube.com/watch?v=jlbAUFvh04k

Am Grenzdenkmal hatte sich bereits am Vortag der Zirkus "BARONESS" niedergelassen. Die mitgebrachten Tiere grasten munter auf dem ehemaligen Todesstreifen. Das lässt du dir nicht entgehen, dachte ich mir und stellte mein Tarp (nachdem ich gefragt hatte) kurzerhand hinter den Zirkus direkt zwischen Pferd und einen Rest der Sichtschutzmauer gen Westen. Im Gespräch mit dem Zirkusdirektor habe ich später viele interessante und überraschende Sachen über die Zirkuswelt, die Artisten, Tiere, das Zelt, das Reisen usw. erfahren. Erst als mein Schlafsack fertig gerichtet war, bemerkte ich, dass die Leine des Pferdes bis an mein Zelt reicht. So teilte ich mir das Stückchen Todesstreifen eben mit einem furzenden, grasrupfenden, riesengroßen aber ganz lieben Hengst. YOLO, würden die Jugendlichen sagen. Ein Abenteuer war das Zusammentreffen mit dem Zirkus auf jeden Fall!

Donnerstag, 9. Mai 2013

Wohnwagen, die Zweite

Aufgrund des miesen Regenwetters am Dienstagmorgen habe ich beschlossen, ähnlich wie schon damals in Hellingen, noch einen Tag zu pausieren. Das Angebot von Carmen, noch eine Nacht zu bleiben, stand schon. So habe ich den Tag damit zugebracht, mir den Garten und die vielen Tiere genauer anzusehen. Wirklich beeindruckend, was man, wenn man genügend Zeit hat, alles auf die Beine stellen kann. Als am Mittag "Tage wie diese" im Radio lief und Carmen sofort lauter drehte, erzählte ich ihr von meinem Plan, rechtzeitig zum Konzert der Toten Hosen, meiner  Lieblingsband, am 14.6. in Heilbronn zuhause sein zu wollen. So kamen wir gegen Abend ins Gespräch über Musik. Dabei stellte sich heraus, dass wir in Sachen  Musikgeschmack viele Gemeinsamkeiten haben. Daraus wurde dann kurzerhand ein YouTube-Musikvideo-Filmabend. Immer wenn ich die Befürchtung hatte, die Lautstärke könnte zu hoch sein, und Carmen zur Fernbedienung griff, drehte sie nur noch lauter auf. "Stört doch keinen hier", sagte sie immer wieder, und damit hatte Sie ehrlich recht.
Später wagte sich Carmen auch, die lange ungenutzte Singstimme aus ihrer Zeit als Band-Frontfrau zu reaktivieren. Ich die verstaubte Gitarre geschnappt, Handy gezückt, los ging die amüsante Aufnahme. Das Ergebnis, ein Cover von Silly's "Alles rot", wird mich beim Anhören auch noch in vielen Jahren an diesen Abend zurückdenken laden. Vielen Dank dafür! :)

Dienstag, 7. Mai 2013

Carmen und Camilla

Wie die Höhenprofile in meinem Reiseführer schon vermuten ließen, war der Brocken die letzte große Hürde auf meiner Tour. Am nördlichen Harzrand konnte ich deshalb gestern ordentlich Strecke machen. Und das, obwohl ich erst gegen 10:30 Uhr in Eckertal aufgebrochen bin. Freundlicherweise durfte ich auf dem Hof der Familie Hasenbalg übernachten, die Kutschfahrten durch den Harz anbieten und außerdem seit kurzer Zeit ein wunderschönes Waldcafé betreiben (http://kutsch-und-planwagenfahrten.de/waldcafe/) Vielen Dank an dieser Stelle!
Auf dem gut markierten Harzer Grenzweg habe ich die blühenden Bäume und Felder genossen, unterstützt natürlich von der Sonne, die mir dann jedoch gegen Nachmittag auf der endlos erscheinenden Landstraße etwas ZU prall wurde. In der Ferne ist schon das Bergwerk Asse zu sehen. Auch sind an den Häusern hier die ersten Protestbekundungen aufgetaucht.

Gegen Abend habe ich in der kleinen Siedlung "Steinmühle" nach Wasser gefragt, woraus dann doch ein Abendessen und eine Übernachtung im Wohnwagen wurde. Seitdem werde ich hier liebevoll mit allerlei Selbstgemachtem, Selbstgepflanztem, Selbstgebackenem, sowie Eiern von glücklichsten Hühnern versorgt. Vielen Dank dafür!









Glücklich ist hier auch das Huhn Camilla. Camilla hat leider eine Nervenkrankheit und deshalb ein bisschen behindert. Trotzdem füttert sie Carmen durch und kümmert sich liebevoll um ihr Sorgenkind. Echt süß!



Sonntag, 5. Mai 2013

Bergfest!

Am Freitagabend habe ich nach vier Wochen Alleingang wieder Verstärkung bekommen. Steffen, ein Freund seit Kindertagen, hat mich an diesem Wochenende durch den Harz begleitet. Da der Harz ein Nationalpark ist, ist das mit dem Zelten garnicht so leicht. Obendrein gibt es sogenannte "Nationalpark-Ranger". In meiner blühenden Phantasie Typen mit riesiger Sonnenbrille, Lederhut, im fetten Jeep unterwegs und den Prügel im Anschlag, ständig auf der Suche nach Wildcampern, um diesen die Gesetze vorzulesen und sie dann in einer der "Rangerstationen" in die Mangel zu nehmen. Um uns also keinen Ärger mit denen einzuhandeln, haben wir auf Campingplätzen gezeltet. Steffens Luxuszelt der Marke HILLEBERG war in diesen Tagen eine willkommene Abwechslung zu meinem Tarp. Dank wirklich perfektem Wetter konnten wir am Wochenende die Natur voll und ganz genießen. Die wilde Landschaft ist wirklich  atemberaubend. Der Aufstieg zum Brocken war ein absolutes Highlight der Wanderung. Trotz vieler Touristen ist es dort oben wirklich schön und der Ausblick in alle Richtungen nicht durch Wetterberichtschauen zu ersetzen. Hier muss man selbst gewesen sein! Brockenbahn schön und gut, aber bei gutem Wetter sind die 40 € in einem guten Essen und einem kühlen Hefeweizen nach dem erfolgreichen Aufstieg durch den wunderschönen Wald besser angelegt. Hier war ich sicher nicht zum letzten Mal :) 
Der Abstieg lief dann schneller als gedacht und so hat mein Begleiter schon heute den Bus zurück zum Auto genommen. Vielen Dank, Steffen, für die schönen Tage!